PremiumZulasser zweifeln nicht an i-Kfz, aber:

Der Autohandel muss noch viele Hürden nehmen

Genossenschaft spricht von größter Disruption auf dem Zulassungsmarkt

Köln. Schöne neue Zulassungswelt: Mit der Einführung von i-Kfz Stufe 4 zum 1. Sep- tember sollen Kraftfahrzeuge weitgehend automatisiert neu zugelassen, umgemeldet und außer Betrieb gesetzt werden können. Branchenverbände begrüßen einen ent- sprechenden Beschluss des Bundesrats. Er sei eine Erleichterung des Kfz- Zulassungsprozesses für Autohäuser und Zulassungsdienste. „Das ist richtig, aber auf dem Weg dorthin muss gerade der Handel noch viele Hürden nehmen“, prophe- zeit Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender der PremiumZulasser eG. Unter dem Dach der Kölner Genossenschaft haben sich 55 lokal und regional tätige Zulas- sungsdienstleister zu einem bundesweiten Verbund zusammengeschlossen.

Während Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), von einem Meilenstein in der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen rund ums Auto spricht, sieht Cichon noch viele Steine, die aus dem Weg geräumt werden müs- sen, bis i-Kfz für alle Beteiligten reibungslos funktioniert. Nach seiner Überzeugung werden von der digitalen Zulassung zunächst vor allem die User profitieren, die auf das Digitalportal des Bundesverkehrsministeriums direkt zugreifen. Dies seien in der Mehrheit Privatpersonen. Die überwiegende Zahl der Autohäuser müsse ihre IT-Welt hingegen zunächst i-Kfz-fähig machen. „Und das ist leichter gesagt als getan“, so der Chef der PremiumZulasser.

Zum Hintergrund: Der Autohandel arbeitet in der Regel mit unterschiedlichen IT- Systemen für spezielle Anforderungen. Denn das Supertool, das alles kann, was die Branche benötigt, gibt es nicht. „Deshalb besteht die Kunst darin, bewährte Systeme so miteinander zu vernetzen, dass sich die händische Datenübertragung von einem Tool ins andere erübrigt. Das spart Zeit und minimiert das Risiko von Fehlern“, erläu- tert Cichon. Eine Verlinkung bestehender Systeme mit der zentralen Großkunden- schnittstelle (GKS) beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) als Tor zu i-Kfz sei, wie sich jetzt zeige, jedoch zeitaufwändig, kostspielig und alles andere als profan. „Die Investitio- nen werden sich die meisten Autohäuser kaum leisten können“, ist Cichon überzeugt.

Der Vorstandsvorsitzende der PremiumZulasser weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht. Die Zulassungssoftware der Genossenschaft ist bereits mit zahlreichen IT- Systemen, die der Handel, Zulassungsämter oder das KBA nutzen, verlinkt. „In unsere Vernetzungsstrategie haben wir bislang eine hohe sechsstellige Summe investiert, und sechsstellig werden sicherlich auch die Investitionen sein, um unsere Software, die neben unseren Mitgliedern fast 5.000 Autohäuser einsetzen, bis zum 1. September i-Kfz-fähig zu machen“, so der Zulassungsspezialist.

In der neuen Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) mit ihren zahlreichen Verwei- sen sind die Anforderungen an die Vernetzung bestehender IT-Systeme mit der Großkundenschnittstelle auf vielen tausend Seiten beschrieben. Sie betreffen nicht nur die Prozesse der digitalen Registrierung, sondern auch die Anforderungen an neue Features wie die qualifizierte elektronische Signatur. Exakte Vorgaben gibt es ebenso für die Bereiche Qualitätssicherung, Datenschutz, Penetrationstests und Schulungen.

Die Einführung von i-Kfz Stufe 4 ist nach Cichons Worten die größte Disruption auf dem deutschen Zulassungsmarkt seit vielen Jahren. Er verspricht: „Mit unserer dann i-Kfz-fähigen Zulassungssoftware werden wir Autohäusern, Zulassern und anderen Marktteilnehmern rechtzeig zum Start des Bundesportals ein System zur Verfügung stellen, das dieser Disruption gerecht wird und ihnen unnötige Investitionen in die i- Kfz-Komptabilität erspart.“