PremiumZulasser-Umfrage:

Die meisten Zulassungsstellen können i-Kfz Stufe 4 noch nicht liefern

Köln. Es hakt an allen Ecken und Kanten. Digital zulassen, einsteigen und losfahren, so hatte sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die schöne neue Welt des Zulassungswesens in Deutschland ab 1. September vorgestellt. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Nur eine von fünf Zulassungsstellen ist bislang technisch und personell in der Lage, mit i-Kfz Stufe 4, dem neuen, digitalen Zulassungsportal des Bundes, zu arbeiten. Beim Rest: Fehlanzeige. Das ergab die Auswertung einer repräsentativen Umfrage der Kölner PremiumZulasser eG.

„Noch klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Die meisten Zulassungsstellen können i-Kfz Stufe 4 gewerblichen Kunden wie Autohäusern, Flottenbetreibern und Zulassungsbetrieben nicht liefern, weil sie noch nicht an die Großkundenschnittstelle des Kraftfahrtbundesamts angebunden sind“, stellt Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, der 55 lokale und regionale Zulassungsdienstleister angeschlossen sind, fest. An der Umfrage hatten sich 113 von bundesweit 189 Zulassungsstellen beteiligt, die nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts von Anfang September i-kfz-fähig sein sollten. 54 Prozent hatten angegeben, i-Kfz noch nicht einzusetzen. 18 Prozent konnten keine genauen Angaben über den Stand der Implementierung machen. „Hochgerechnet bedeutet dies, dass bei rund 325 von 414 Zulassungsstellen von digital zulassen, einsteigen und losfahren noch keine Rede sein kann. Da bleibt noch viel zu tun“, so Cichon. Und: Die wenigen Zulassungsstellen, die mit i-Kfz arbeiteten, verfügten längst nicht über alle Funktionen.

Bei den Autohändlern wächst derweil die Kritik. „Die Umsetzung verläuft schleppend, wie leider die meisten Digitalisierungen von Verwaltungsleistungen“, moniert das Kfz-Gewerbe in Schleswig-Holstein und fordert von der Politik verbindliche Vorgaben, bis wann die Umsetzung von i-Kfz erfolgen soll.

Hauptgründe für die Startschwierigkeiten sind nach Angaben der PremiumZulasser die hohen Sicherstandards, die die Zulassungsstellen erfüllen müssen, und Probleme mit der Software des Kraftfahrtbundesamts, die den Zugang zu i-Kfz sicherstellt. Hinzu kämen die unzureichende technische Ausstattung und die Personalknappheit in den Zulassungsstellen. PZeG-Chef Cichon rechnet damit, dass alle Zulassungsstellen ihre Systeme frühesten zu Beginn des neuen Jahres auf i-Kfz umgestellt haben werden. Dies sei auch deshalb kritisch, weil zum Jahresende wegen der Reduzierung der Umweltprämie für E-Autos zum 1. Januar 2024 mit einem Ansturm auf die Zulassungsstellen zu rechnen sei. Verschärft werde die Situation, weil die THG-Quote für Elektrofahrzeuge für das laufende Jahr nur noch bis Mitte November beantragt werden kann.