Interview

„i-Kfz Stufe 4 ist besser als sein Ruf.“

Köln/Wiesbaden. Vor einem Jahr startete das digitale Zulassungsportal i-Kfz Stufe 4 mit vielen Vorschusslorbeeren. „Germany goes digital“, verlautete aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Die Behörde sprach von einem Meilenstein für die digitale Verwaltung in Deutschland. Ziel des Projekts: die Zulassungsvorgänge einfacher, bequemer und effizienter machen sowie Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und die öffentliche Verwaltung entlasten. Nach einem Jahr läuft längst nicht alles rund bei i-Kfz Stufe 4. Aber es läuft immer besser. Wir sprachen mit Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender der PremiumZulasser eG, über den Stand der Dinge. Die Genossenschaft ist Kooperationspartner des Kfz-Gewerbes Hessen.

Welche Erfahrungen haben die Premium-Zulasser bislang mit i-Kfz Stufe 4 gemacht?

Cichon: Seit September vergangenen Jahres können Autohändler und Zulassungsdienstleister Zulassungen auf sich selbst und auf ihre Kunden direkt online durchführen. Zumindest auf dem Papier. Bis das System bei allen Beteiligten implementiert ist und einwandfrei funktioniert, wird es noch einige Monate dauern. Die kommunalen Zulassungsämter tun sich schwer mit der Umsetzung. Letztendlich wird i-Kfz Stufe 4 aber zu einer spürbaren Entlastung führen. Insofern ist das Tool besser als sein Ruf.

Wie reagieren die Autohäuser auf die Startschwierigkeiten?

Cichon: Sie sind sehr vorsichtig und agieren entsprechend zurückhaltend. Noch ist längst nicht jedes Autohaus über die Großkundenschnittstelle (GKS) des Kraftfahrtbundesamts (KBA) mit i-Kfz Stufe 4 verbunden.

Können Sie die Zurückhaltung des Handels nachvollziehen?

Cichon: Auf jeden Fall. Zu kompliziert, zu teuer und nur eingeschränkt funktionsfähig. Das sind oft genannte Vorbehalte. Sie stimmen allerdings nur bedingt. Das beweisen die PremiumZulasser und ihre Genossenschaftspartner. Sie haben sichere, schnelle und preiswerte Lösungen entwickelt, mit denen große und kleine Autohäuser ohne nennenswerten personellen und finanziellen Aufwand von der digitalen Zulassung profitieren können.

Das bedeutet konkret?

Cichon: Mit unserer Zulassungssoftware premium-zulasser.online bieten wir juristischen Personen wie Herstellern, Importeuren, Flottenbetreibern, aber vor allem Autohändlern und Zulassungsdienstleistern einen einfachen Zugang zu i-Kfz Stufe 4 an. Denn unser System ist mit der Großkundenschnittstelle des Kraftfahrtbundesamts verbunden. Damit erübrigen sich für die Nutzer hohe Investitionen in die Anbindung ihrer eigenen IT-Infrastruktur an die GKS. Mit dem richtigen Partner an ihrer Seite können der Handel und andere User i-Kfz Stufe 4 problemlos nutzen.

Umsonst?

Cichon: Nicht umsonst, aber fast umsonst. Scherz beiseite. Die Kunden zahlen für jeden Auftrag, den sie mit unserer Software bearbeiten, eine Nutzungsgebühr. Deren Höhe richtet sich nach den Volumen und wird mit unseren Genossenschaftspartnern vor Ort ausgehandelt.

Welche Vorteile bietet Ihre Software darüber hinaus?

Cichon: Im Zuge unserer Vernetzungsstrategie haben wir unser Tool nicht nur mit der GKS, sondern auch mit bewährten IT-Systemen über Schnittstellen verlinkt, mit denen der Handel arbeitet. Dazu zählen GeNesys, easy-car-sales, Catch, Toca und BWSolution. Weitere werden bei Bedarf folgen. Das ist deshalb wichtig, weil es das eine System, das alles kann, nicht gibt. Michael Kraft, Präsident des Kfz-Landesverbands Hessen, brachte es auf den Punkt: „Die noch viel praktizierte händische Übertragung von Halter- und Fahrzeugdaten in verschiedene Dokumente ist ineffizient und fehleranfällig. Die Automatisierung komplexer und zeitaufwändiger Standardprozesse ist angesichts begrenzter personeller Ressourcen und hoher betrieblicher Kosten ein wichtiger Baustein, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu stärken.“ Ein weiterer Vorteil unseres Systems ist die Einbettung der Fahrzeughalteridentifikation. i-Kfz erfordert eine qualifizierte elektronische Signatur (QES), die von einem Vertrauensdiensteanbieter ausgestellt werden muss und die Identität des künftigen Halters bestätigt. Bekannt sind zum Beispiel das PostIdent- oder Video-Ident-Verfahren. Die QES ist allerdings nicht Bestandteil der GKS, sondern muss im Vorfeld durchgeführt werden. Der Authentifizierungsprozess ist integraler Bestandteil unserer Software. Das spart Zeit und Kosten.

Kann jedes Autohaus mit i-Kfz Stufe 4 arbeiten?

Cichon: i-Kfz Stufe 4 ist den Autohäusern vorbehalten, die pro Jahr mindestens 500 Zulassungsvorgänge bearbeiten. Diese Schwelle ist für viele kleine Händler zu hoch. Die Lösung: Sie beauftragen ein PZeG-Mitgliedsunternehmen mit den Zulassungen. In diesem Fall müssen sie auch keine Registrierungsgebühren an das Kraftfahrtbundesamt zahlen.

Warum sprechen Sie von einem hybriden Prozess?

Cichon: Sollte der digitale Zulassungsprozess aufgrund von Anwenderfehlern, fehlerhafter oder unvollständiger Daten oder nicht Verfügbarkeit von behördlichen Systemen einmal nicht zur Verfügung, wechselt unsere Software automatisch in den analogen Betrieb. So kann der Vorgang trotzdem zeitnah abgeschlossen und ausgeliefert werden. Der Vollständigkeit halber: Auf Wunsch scannen wir Fahrzeugdokumente, leiten sie an die digitalen Fahrzeugakten der Kunden weiter und archivieren sie in unserer online-Dokumentenverwaltung. Wir bieten Lösungen für den gesamten online-Fahrzeugverkaufsprozess an. Darüber hinaus aktualisiert sich unser System permanent automatisch im Hintergrund, ohne dass Update-, Umstellungs- oder andere Entwicklungskosten anfallen. Selbstverständlich bieten wir alle Dienstleistungen rund um die Zulassung von Kraftfahrzeugen auch als Full Services an.

Also doch einfach digital zulassen, einsteigen und losfahren?

Cichon: Mit uns schon.