i-Kfz ist für die meisten Händler zu aufwändig und teuer
Köln. Am 1. September will Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die vierte Stufe des digitalen Zulassungstools i-Kfz zünden. Dann sollen auch Großkunden wie Hersteller, Importeure, Händler oder Online-Vermarkter das Portal nutzen können, um Kundenfahrzeuge neu zuzulassen, umzumelden oder außer Betrieb zu setzen. Bislang ist dieser Online-Service privaten Kunden vorbehalten. Die Bereitschaft des Handels, mit i-Kfz zu arbeiten, schätzt Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender der Kölner PremiumZulasser eG., aller politischen Vorschusslorbeeren zum Trotz eher skeptisch ein.
Der Grund: Der Zugang zu i-Kfz setzt die Einrichtung einer Großkundenschnittstelle voraus. Oder anders ausgedrückt: Jeder Händler muss seine IT-Welt mit der Schnittstelle x-Kfz des Kraftfahrtbundesamtes verlinken. Sie ist das Tor zu i-Kfz. Doch das ist leichter gesagt als getan, weil die Anbindung zeitaufwändig und teuer ist.
Laut Cichon umfasst die Schnittstelle x-kfz rund 1.100 Zeilen im Gegensatz zu einer herkömmlichen Schnittstelle mit rund 30 bis 40 Zeilen. Die Programmierung und anschließende Tests benötigten mehrere Monate intensiver Arbeit, die auf jeden einzelnen Händler zukomme. „Die erforderlichen Investitionen und den Zeitaufwand für den Anschluss an x-Kfz werden sich, wenn überhaupt, nur große Autohausketten leisten können“, prophezeite der Chef von PremiumZulasser gegenüber der Branchenpublikation „kfz-betrieb.de“. Außerdem seien die Arbeitsschritte in i-Kfz zeitintensiv und komplex.
„Es gibt in Deutschland 423 Zulassungsstellen – das bedeutet 423 verschiedene Meinungen und 423 verschiedene Anforderungen. Ein Teil der Ämter steht i-Kfz äußerst kritisch gegenüber“, ergänzte PZeG-Vorstand Heinz Sobieralsk in einem Gespräch mit der „Automobilwoche“.
Vor diesem Hintergrund ist Florian Cichon trotz der staatlichen Konkurrenz von der Zukunftsfähigkeit der Zulassungssoftware seiner Genossenschaft überzeugt: „Unser etabliertes Tool premium-zulasser.online mit seiner einfachen Handhabung und i-kfz werden sich geradezu ideal ergänzen.“
Die PremiumZulasser-Software verfügt bereits über eine Schnittstelle zu x-Kfz, deren Alltagstauglichkeit zurzeit im Rahmen eines Pilotversuchs mit dem Straßenverkehrsamt Köln erprobt wird. Der Test soll mit der vierten Stufe von i-kfz im Frühjahr nächsten Jahres in den Regelbetrieb übergehen. Dann wird der Zulassungsprozess vollautomatisch ablaufen. Datenübertragungen per Hand werden sich erübrigen. Die Zulassung wird höchstens 30 Minuten dauern. „Eigentlich kann der Kunde gleich wieder losfahren, zumal er seine Kennzeichen erst nach zehn Tagen siegeln lassen muss“, so Cichon. Für die Übergangszeit erhält der Fahrzeughalter ein Ersatzdokument.